Kaffee-Klatsch oder Krisen-Kompass?
Wie die Etablierung eines Beirates zum Erfolgsfaktor in Krisenzeiten wird
06.12.2024 | Artikel von Manuel Czwalina und Ralf Strehlau
In Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen und Unternehmenskrisen ist es entscheidend, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Fortbestand und die Stabilität des Unternehmens zu sichern. Neben den klassischen Sanierungsstrategien wird die Einrichtung eines Beirats in Krisenzeiten zunehmend als wichtiges Instrument betrachtet. Ein gut strukturierter und funktional etablierter Beirat kann wesentliche Impulse zur Stabilisierung und Neuausrichtung eines Unternehmens geben. Wichtig ist jedoch, dass einige Besonderheiten bei der Etablierung eines Beirates bei Krisenunternehmen be-rücksichtigt werden. Doch wie unterscheidet sich ein Beirat in einem Sanierungsfall von einem klassischen Beirat?
Besonderheiten bei der Etablierung eines Beirats in Sanierungsfällen
Die Etablierung und Arbeit eines Beirats in Sanierungsfällen unterscheiden sich in einigen Punkten maßgeblich von der eines regulären Beirats. Auf Basis unserer Erfahrung gibt es 7 Aspekte, die es bei der Etablierung eines Beirats in Krisensituationen besonders zu beachten gilt:
1. Stärkerer Fokus auf Kontrolle und Überwachung der Geschäftsführung
In Krisenzeiten ist eine verstärkte Kontrolle der Geschäftsführung essenziell. Der Beirat übernimmt dabei eine zentrale Rolle als Überwacher und Sparringspartner der Geschäftsführung. Ziel ist es sicherzustellen, dass die Geschäftsführung die notwendigen Maßnahmen zur Stabilisierung und Sanierung des Unternehmens konsequent umsetzt. Ein Beirat in Krisensituationen agiert folglich nicht nur beratend, sondern auch kontrollierend. Dies bedeutet, dass auch die Abstimmungszyklen zwischen Beirat und Geschäftsführung deutlich enger getaktet sind. Typischerweise wöchentlich.
2. Aktivere Einbindung in operative Themenstellungen
Ein weiterer bedeutender Unterschied liegt in der operativen Einbindung des Beirats. Während ein Beirat in stabilen Unternehmensphasen eher strategisch ausgerichtet ist, erfordert eine Krise eine deutlich intensivere und operativere Mitarbeit. Das kann beispielsweise bedeuten, Input zu den Verhandlungstaktiken mit Lieferanten und Kunden zu geben oder bei dem konzeptionellen Aufbau von Stakeholder-Reportings zu unterstützen.
3. Geänderte Anforderungen an die Beiratsmitglieder
Die Anforderungen an die Mitglieder des Beirats unterscheiden sich in Sanierungsfällen maßgeblich von denen in stabilen Zeiten. In Krisensituationen sind tiefgehende Kenntnisse in Sanierung und Restrukturierung unerlässlich. Die Mehrzahl der Mitglieder müssen krisenerprobt und in der Lage sein, schnell fundierte Entscheidungen zu treffen und operative Maßnahmen vorzuschlagen.
4. Unterstützung im Stakeholdermanagement
Eine der Hauptaufgaben eines Krisenbeirats ist die Unterstützung der Geschäftsführung im Stakeholdermanagement. Gerade in Krisenzeiten ist eine effektive Kommunikation mit Banken, Investoren, Lieferanten und anderen Partnern entscheidend. Hierbei kann der Beirat eine vermittelnde Rolle einnehmen und vertrauensbildend wirken.
5. Rolle als Impulsgeber für nachhaltige Veränderungen
Neben den operativen und kontrollierenden Aufgaben ist es wichtig, dass der Beirat in Sanierungsfällen als Impulsgeber für nachhaltige Veränderungen fungiert. Ein erfolgreicher Beirat zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur die Krisenbewältigung im Blick hat, sondern auch langfristige Perspektiven für das Unternehmen entwickelt. Dies kann die Neuausrichtung der Geschäftsstrategie, die Überarbeitung der Produktpalette oder die Optimierung der internen Strukturen umfassen. Gute Beiratsmitglieder sind im Krisen-Modus, ohne den langfristigen Blick zu verlieren.
6. Ein gutes Zusammenspiel zwischen Gesellschafter, Beirat und Geschäftsführung ist elementar
Ein gutes Zusammenspiel äußert sich in Krisensituationen dadurch schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Insbesondere im Mittelstand passiert es, dass die Konstellation eines geschäftsführenden Gesellschafters ein scheinbares Dilemma erzeugt: Die Geschäftsführung wird kontrolliert durch den Beirat, der durch die Gesellschafter kontrolliert wird. Anpassungen des Gesellschaftervertrages, die Erstellung der Beiratsordnung und Anpassung der Geschäftsführungsordnung sind daher elementar.
7. Die Konstellation des Beirates ändert sich mit der Zeit
Krisen sind endlich und so ändert sich auch die Rolle des Beirates mit der Zeit. Wenn das Unternehmen wieder in ruhiges Fahrwasser kommt, ist zu überdenken, ob die aktuellen Beiratsmitglieder noch die richtigen sind oder ob ein Austausch in Teilen nicht sinnvoll ist.
Fazit
Die Etablierung eines Beirats in Unternehmenskrisen ist ein wichtiger Schritt, um Unternehmen in schwierigen Zeiten zu stabilisieren und langfristig wieder auf Kurs zu bringen. Die Würdigung der Besonderheiten bei der Etablierung eines Beirates in der Krise macht den Unterschied zwischen Kaffee-Klatsch und Krisen-Kompass.
Durch eine strategisch gut durchdachte Etablierung eines Krisenbeirats kann ein Unternehmen nicht nur kurzfristig stabilisiert, sondern auch für zukünftige Herausforderungen besser gerüstet sein.

Ihr Ansprechpartner Manuel Czwalina
Tel.: +49 (0) 6192 40 269 0
Email: manuel.czwalina@anxo-consulting.com
Erfahren Sie mehr über Manuel Czwalina

Ihr Ansprechpartner Ralf Strehlau
Tel.: +49 (0) 6192 40 269 0
Email: ralf.strehlau@anxo-consulting.com
Erfahren Sie mehr über Ralf Strehlau
Weitere spannende Artikel zu diesem Thema:
Vorbereitung des Unternehmens auf eine Wirtschaftskrise
Gute Konzepte - warum werden sie nicht umgesetzt?