Post Merger Integration
Nach einem Insolvenzkauf
26.01.2023 | Artikel von Fredrik Ljungman
Ein Unternehmen aus einer Insolvenzsituation herauszukaufen ist oft mit Vorteilen verbunden. So ist der Kaufpreis meist attraktiv und das Unternehmen wird häufig ohne Altlasten übernommen. Doch nach dem Kauf folgt die wahre Herausforderung: die Integration des erworbenen Unternehmens (Post Merger Integration, kurz: PMI). Wie kann sichergestellt werden, dass die Integration nahtlos und ohne weitere Verluste verläuft und Potentiale möglichst schnell gehoben werden?
Post Merger Integration (PMI)
Die Post Merger Integration (PMI) ist nach einem Insolvenzkauf oft komplexer als bei klassischen Übernahmen. Erfahrungsgemäß sind folgende Aspekte besonders zu beachten:
Integrationsplanung beginnt vor dem Kauf
Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration liegt in der frühzeitigen Planung. Schon während der Due Diligence sollten potenzielle Synergien, Stolpersteine und Integrationsbedarfe identifiziert werden. Dies ermöglicht eine schnelle und gezielte Handlung nach Abschluss des Kaufs.
Kulturelle Unterschiede berücksichtigen
Ein insolventes Unternehmen bringt oft eine Unternehmenskultur mit sich, die von Unsicherheit und Misstrauen geprägt ist. Es ist essentiell, diese Faktoren zu berücksichtigen und aktiv an einem Kulturwandel zu arbeiten. Eine offene Kommunikation ist hierbei entscheidend.
Synergien schnell heben
Eines der Hauptziele einer Post Merger Integration ist es, Synergien zu schaffen. Sei es durch den kombinierten Kundenstamm, das gemeinsame Produktportfolio oder Kosteneinsparungen durch gemeinsame Prozesse und Strukturen zu realisieren. Nach einem Insolvenzkauf können diese Synergien oftmals schneller gehoben werden, da alte Strukturen bereits aufgelöst und Ressourcen freigesetzt wurden.
Technologische Integration
In vielen Fällen bringt das erworbene Unternehmen auch technologische Assets mit sich. Diese in die bestehende IT-Landschaft zu integrieren kann eine Herausforderung darstellen, birgt aber auch Chancen für Innovation und Weiterentwicklung.
Risiken managen
Auch wenn der Kaufpreis oft attraktiv ist, dürfen die mit einem Insolvenzkauf verbundenen Risiken nicht unterschätzt werden. Dies können z. B. versteckte Schulden, rechtliche Risiken oder unerwartete strukturelle Probleme sein. Eine gründliche Risikoanalyse und das Risikomanagement, sind unerlässlich.
Faktor Mensch: Betroffene zu Beteiligten machen
Letztlich hängt der Erfolg einer Integration immer auch von den Menschen ab. Das gilt insbesondere nach einem Insolvenzkauf. Die Mitarbeiter des erworbenen Unternehmens haben oft eine schwierige Zeit durchgemacht. Es ist daher wichtig, sie wertzuschätzen, ihre Ängste und Bedenken ernst zu nehmen und sie aktiv in den Integrationsprozess einzubinden.
Organisationen haben in der Phase der Übernahme meist eine Doppelbelastung: Neben dem Alltagsgeschäft müssen die mit der Übernahme verbundenen (Integrations-)Aktivitäten erledigt werden. Dies führt häufig dazu, dass wichtige Initiativen, Projekte und Aktivitäten auf der Strecke bleiben oder nicht wie geplant schnell umgesetzt werden. Typischerweise bestärkt eine Insolvenz in vielerlei Hinsicht diesen Sachverhalt.
Häufig wird versucht, die Integration nebenher zu managen. Unserer Erfahrung nach ist ein essentieller Erfolgsfaktor ein dezidiertes Programm- und Projektmanagement zu installieren, um die Umsetzung der beschlossenen Aktivitäten sicherzustellen.
Programm- und Projektmanagement
Das (temporäre) Programm- und Projektmanagement durchläuft drei Phasen:
1. Konzeption
Im Rahmen eines Kick-Off Meetings wird die Organisation des Programm- und Projektmanagements (Verantwortlichkeiten, Meeting-Routinen, etc.) festgehalten, die Erwartungshaltung definiert sowie sich auf die Instrumente geeinigt.
In einem weiteren Schritt werden auf Basis bestehender Dokumente und Interviews Initiativen, Projek-te und Aktivitäten, die Teil des PMI-Prozesses sind abgestimmt und dokumentiert.
2. Durchführung
Initiativen, Projekte und Aktivitäten werden durchgeführt. Die installierte Programm- und Projektma-nagement Organisation prüft kontinuierlich den Fortschritt und dokumentiert den Projektstatus. So werden Projektrisiken frühzeitig erkannt.
(Lesen Sie auch die Checkliste für Projektrisiken)
3. Finalisierung
Initiativen, Projekte und Aktivitäten sollten bei Vollendung begutachtet werden:
- Ist der gewünschte Ergebniseffekt eingetreten?
- Welche Lerneffekte haben wir als Organisation?
- Welche Folgeprojekte sollten initiiert werden?
Je nach Unternehmensgröße ist es unserer Erfahrung nach sinnvoll zu sondieren, ob das Programm- und Projektmanagement auch mittel- oder langfristiger Bestandteil der Gesamt-Organisation bleibt.
Fazit
Eine Post Merger Integration nach einem Insolvenzkauf ist eine besondere Herausforderung, die je-doch mit der richtigen Vorbereitung und Umsetzung zu einem großen Erfolg für das gesamte Unter-nehmen führt. Es gilt, die Chancen zu nutzen, die Risiken zu managen und vor allem sicherzustellen, dass das Beschlossene auch tatsächlich umgesetzt wird.
Haben Sie Interesse an einem solchen Schritt oder brauchen Unterstützung? Bei ANXO stehen wir Ihnen gerne zur Seite, sowohl beim Kaufprozess als auch bei der anschließenden Integration und Sanierung. Unsere Partner und Berater besitzen langjährige Expertise im Bereich der Post Merger Integration.
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